Eigentlich bin ich Bürohengst. Täglich sitze ich in meinem Bürostuhl und bearbeite Dinge. Dann kam der Tag, an dem ich genug ob der Mails, Calls und Business-Lunches hatte. Ich wollte was Pures erleben. Ein Erlebnis, das mich fordern würde. Körperlich. Was ich bereits erlebt hatte: Bouldern im Pitztal. Und auch Pitztal Unterwelt klettern war ich schon - ein Sportklettergarten in besagtem Tale. Was ich noch machen wollte: Alpinklettern im Pitztal.
Hoch droben in den Bergen wollte ich sein - die Vorstellung fühlte sich stimmig an für mich. Gemeinsam mit Bergführer Benedikt Walser wählte ich das Equipment aus und bereitete mich bereits psychisch auf das, was da wohl kommen möge, vor.
Next day. Plangeross im Pitztal: “Plangeross klettern”. Der Einstieg gestaltete sich machbar. Aber dann “kam’s Dicke”: Via Klettergurt mit einem Seil verbunden - mein Vertrauen allein auf mich und meine mentale Stärke und meine physische Kraft gerichtet. Eine ganz neue Erfahrung: kurzzeitige, recht ausufernde Angst. Ermutigende Worte von Benedikt. Dann Zähne zusammen beißen, sich fokussieren, das Vertrauen in Geist und Körper zurücklenken.
“Mir schlotterten die Knie. Aber ich zog durch.”
Ich wusste und sagte mir immer wieder vor: Aufgeben ist nicht. Entwickle dich genau im Hier und Jetzt von einem langweiligen Bürohengst zu einem Typen, der sich traut und einfach macht. Ich wollte keiner sein, der nur von der Natur redet - ich wollte mittendrin sein! Mit den ersten Schritten nach diesem kleinen ‘mentalen Breakdown’ lief’s: Ich konzentrierte mich nur noch auf mich, den Fels und die Anweisungen des Bergführers.
Ich spürte den leichten Wind um meine Ohren. Ich roch den Fels. Ich hörte die Bergdohlen. Ich fühlte mich großartig. Ich war frei in dem Moment. Ich hatte Tränen in den Augen. Ich ließ in dem Moment so viel hinter mir. Und sah so viel vor mir. Ja, das war pures Glück. In mir fand eine Veränderung statt.
Nebst der überwältigenden Gefühle aber wieder das Hier und Jetzt: Schweiß, der mir von der Stirn tropfte. Oberschenkel, die sich anfühlten, als würden sie aufgeben wollen. Arme, die sich danach sehnten, nur sanft über eine Tastatur fahren zu müssen.
An diesem Abend wollte ich die ganze Welt umarmen. Ich sah mich als Held meiner selbst. Danke Universum für dieses Erlebnis.
Max, Teilnehmer Alpinklettern, Juli 202